Weyhe – Wespen und Hornissen sind zumeist ungeliebte Insekten in heimischen Gärten. Sie lassen einen weder in Ruhe Kuchen essen noch einen süßen Cocktail schlürfen. Im schlimmsten Fall machen sie nicht nur als Besucher auf der Durchreise einen Zwischenstopp auf der Terrasse, sondern leben dort in einem Nest. Dann gilt es zu handeln. Aber nicht überstürzt, mahnen Heiko Janßen und Ulrike Kunze. Sie sind Insektenberater und stehen in solchen Fällen mit ihrem Fachwissen zur Verfügung.
Seit vergangenem Jahr ist Kunze mit im Boot und unterstützt Janßen bei der Insektenberatung. Sie haben sich das Weyher Gebiet in Ost und West aufgeteilt. Zuvor habe Janßen diese ehrenamtliche Aufgabe meist allein übernommen. Er ist froh, Kunze nun an seiner Seite zu haben, die durch die Teilnahme an einem speziellen Seminar nun auch auf dem aktuellen Wissensstand ist.
In 70 Fällen haben sie nach eigener Aussage in diesem Jahr schon beraten. 2019 seien es 140 gewesen. Zwei Beispiele davon sind Kunze besonders in Erinnerung geblieben. Sie erzählt von einer jungen Frau, die ein Hornissennest terrassennah bemerkte. Da die Einflugschneise der Hornissen direkt über der Terrasse lag, bekam die Frau es mit der Angst zu tun. Mit der Bitte, das Nest umzusiedeln, engagierte sie einen Schädlingsbekämpfer, der 400 Euro in Vorkasse forderte und auch bekam. Der jedoch sprühte Gift in das Nest – ohne Einwilligung der Frau.
„Wespen stehen unter Naturschutz. Hornissen sogar unter besonderem“, erklärt Janßen. Um ein Nest derartig zu bekämpfen braucht es immer auch die Einwilligungserklärung des zuständigen Insektenberaters. „Ein seriöser Schädlingsbekämpfer hätte diese gefordert“, wirft Janßen ein.
Bei der direkten Bekämpfung werde das Nest mit Gift besprüht. „Allerdings ist es so, dass nicht immer alle Tiere da sind“, erklärt Janßen. Die Hornissen, die nach der Besprühung einfliegen, werden nur teilweise vergiftet und seien daher nicht sofort tot. „Ich habe schon davon gehört, dass diese Tiere noch bis zu 14 Tage überleben“, so Janßen weiter. Allerdings in einem verwirrten Zustand, der sie aggressiv auftreten lasse. „In dieser Zeit würde ich nur ungern meinen Garten betreten“, unterstreicht der Experte die Problematik.
Mit der Zunahme des Insektensterbens nehme grundsätzlich auch die Offenheit der Menschen für eine Beratung zu. Beim Entdecken eines Nestes seien die Insektenexperten die erste Anlaufstelle. Zum Teil werden Fragen am Telefon geklärt. Zumindest könne den Menschen eine erste Einschätzung gegeben werden, wie gefährlich die Tiere tatsächlich sind. Das ließe sich aus Expertensicht am Nest-Muster erkennen. In einem muschelförmigen Nest seien lästige Wespen zu Hause, wohingegen die harmlose sächsische Wespe ein streifenförmiges Nest bewohne.
In einigen anderen Fällen sei aber eine Inaugenscheinnahme des Nestes unumgänglich, um geeignete Maßnahmen zu erarbeiten. Im zweiten Beispiel, das Kunze nannte, wurde der Empfehlung allerdings keine Beachtung geschenkt. So habe Kunze ein Erdwespennest inspiziert und festgestellt, dass es ausreiche, die Stelle mit Flatterband abzusperren. Trotz der Empfehlung hätten die Bewohner das Nest mit „Zeug aus dem Baumarkt“ einfach dicht gemacht.
Aus Sicht der Insektenberater sind die beschriebenen Fälle Beispiele dafür, wie das Problem nicht angegangen werden sollte. Sie wollen dafür sensibilisieren, sich lieber einmal mehr bei den Experten rückzuversichern. Wer illegal Nester ausrottet, kann mit zum Teil deftigen Strafen rechnen. Bei Wespen liegen diese bei etwa 5 000 Euro. Hornissentötung hingegen könne bis zu 50 000 Euro kosten. Die Ehrenamtlichen stehen montags bis freitags von 16 bis 19 Uhr zur Verfügung.
September 03, 2020 at 10:30PM
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